Nino(ts)minda
Das Stencil-Graffiti entstand im Kontext des Justizfalls Ninotsminda. Es zeigt eine Reihe von Kindern mit versiegeltem Mund, die symbolisch für die Opfer von Misshandlungen im Waisenhaus stehen. Darüber steht "Nino(ts)minda", wobei das „ts“ durch ein Kreuz verdeckt ist, sodass nur noch "Nino minda" zu lesen ist - wörtlich "Ich will Nino". Dies ist als Forderung zu interpretieren, die verantwortliche Richterin Nino Lomjaria für ihre Fehlentscheidung zur Rechenschaft zu ziehen.
Im Fall des Waisenhauses in Ninotsminda wurden Kinder über einen längeren Zeitraum körperlich und psychisch misshandelt. Berichte der georgischen Ombudsstelle dokumentierten wiederholte Misshandlungen, darunter körperliche Bestrafungen, Schlafentzug und Erniedrigungen. Trotz dieser Berichte reagierten die öffentlichen Behörden zu spät, und die Täter wurden nicht effektiv zur Rechenschaft gezogen.
Im Juni 2021 ordnete das Stadtgericht Tbilissi an, dass 26 Kinder mit Behinderungen aus dem Heim entfernt werden sollten. Nach ihrer Entfernung berichteten mehrere Kinder weiterhin von systematischer Gewalt, Drohungen und Einschüchterungen durch die Verwaltung.
Die Entscheidung des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes vom 24. Mai 2024 stellte fest, dass Georgien seine Verpflichtungen zum Schutz der Kinder nicht erfüllt habe. Das Graffiti kritisiert damit nicht nur die Misshandlungen selbst, sondern auch das Versagen der Justiz und der staatlichen Institutionen.